Eröffnung: Freitag, 29. Mai, 19 Uhr.
Laufzeit 30. Mai bis 4. Juli, 2015
Hans Castorp.
(Rosenquist, Horizon Home Sweet Home, 1970, revisited.)
»Wir müssen liegen, immer liegen. Settembrini sagt immer, wir lebten horizontal, – wir seien Horizontale […]. Der Mund stand ihm offen, denn er konnte nicht recht durch die Nase atmen, ohne dass er übrigens Schnupfen gehabt hätte. Sein Herz hämmerte in falschem Takte zur Musik, was er dumpf als quälend empfand. Und in diesem Gefühl von Unordnung und Widerstreit begann er einzuschlafen.« (Thomas Mann, Der Zauberberg (1924))
»Organisation, erst im 18. Jh. besonders durch die Französische Revolution in Umlauf gekommen, die von Menschen geschaffene zweckmäßige und in ihrer Form beharrliche Anordnung der Teile eines Ganzen, so dass sie zusammen wie ein Organismus wirken sollen.« (Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1998))
»Das Publikum liebte den Effekt bereits, sein rebellisches Zucken, sein elektrisierendes, befreiendes Wesen. Die alten Tanzformen wurden dadurch zerstört, unmöglich gemacht. Der rasante Wechsel von der Finsternis ins Überhelle schien ins Zentrum der Doppelnatur eines jeden zu treffen, der Blitz weckte schlafende Kräfte, befreite Energien, Lüste und Neigungen, verscheuchte die Hemmungen. (…) Ein mentaler Ruck hatte jeden durchfahren und die Zeit in ein Davor und Danach geteilt.« (Bernd Cailloux, Das Geschäftsjahr 1968/69 (2005))
Interview James Rosenquist 18. 3. 1991 (http://www.achievement.org/autodoc/page/ros0int-1)
»One piece I did back in 1970 was a room of vertical colored panels, and then I put a dry ice fog on the floor and Claude Picasso came and started taking photographs of it. I had just met him. And the colors seemed to disappear right into the floor, and the floor seemed non-existent. It was a fog. And with reflective panels. So the reflection that went into the fog was very unusual too. Because the energy from the reflection disappeared as it went into the fog. So that’s the way I accomplished that feeling. I did one version that was called Home Sweet Home, and the other one was called Slush Thrust.«
Der eurozentrische Blick auf das Individuum ist von der Ökonomie geprägt, in der die Gemeinschaft nicht viel mehr als eine zu differenzierende Kundengruppe ist. Die künstlerischen Arbeiten von Armin Chodzinski sind gesellschaftlichen Prozessen am Ende der Industriegesellschaft gewidmet. Er vermengt formal und inhaltlich Fragen der Kollektivität, der Romantik und einer gesellschaftlichen Struktur, die sich von hierarchischen Prinzipien zum Netzwerk und zum Schwarm entwickelt. Elemente der Organisationsforschung, der Netzwerkanalyse oder individuelle Begegnungs- und Bewegungsraster zeichnet er mittels Bleistift auf raumhohe Pappelsperrholzpaneele.
Armin Chodzinski ist Zeitdiagnostiker, Performer, Künstler sowie Vortragskünstler, Ex-Manager und Autor. Die Bandbreite der Beschäftigungsfelder mag verunklaren, dass sich sein Zugang zu den Dingen vornehmlich aus der bildenden Kunst speist. Bei aller Diskursivität und Lautstärke steht das Material, die Form, die Klugheit des künstlerischen Tätigseins und das Dummwerden vor der ästhetischen Erscheinung im Mittelpunkt seiner Arbeit.
Thomas MANN (1924) : Der Zauberberg
Siegfried KRACAUER (19291971): Die Angestellten. suhrkamp taschenbuch 13.
Bernd CAILLOUX (2005): Das Geschäftsjahr 1968/69. edition suhrkamp 2408.
Wilhelm BERGER / Peter HEINTEL (1998): Die Organisation der Philosophen. edition suhrkamp 2096.
Michel DE CERTEAU (1988): Kunst des Handelns. Merve 140.
Herbert LACHMAYER / Eleonora LOUIS (Hrsg. (1998)): Work&Culture. Büro. Inszenierung von Arbeit. Ritter Verlag, Klagenfurt.
Andrzej HUCZYNSKI / David BUCHANAN ( 2001): Organizational Behaviour – An introductory text. Prentice Hall.
Joachim RADKAU (1998): Zeitalter der Nervosität. Propyläen Taschenbuch.