I LOVE JEAN
Eröffnung: 7. Dezember 17 Uhr
Laufzeit: 8. Dezember 2012 – 19. Januar 2013
Nicole Messenlehner verlegt die Gefängnisszenen des berüchtigten Films „Un Chant d’Amour“ von Jean Genet in die Galerie. Die Galerie ist in zwei ungleiche Räume geteilt, den hinteren Bereich kann man nur durch Löcher in der Wand einsehen. Die Schauspieler fehlen. Was bleibt ist das formal-ästhetische einer Galerie, gegeben durch den dort waltenden Organisationszwang. Hier, also im Büro, präsentiert Nicole Messenlehner als Ensemble die erste Ausgabe des Magazins Kultur & Gespenster zu Hubert Fichte, ergänzt um das Interview Fichte / Genet von 1975 in deutscher Fassung.
Im Film auf den sich Messenlehner bezieht, sieht man einen erwachsenen Mann, der in törichtem Verlangen, Kontakt zu einem Jungen in der Nachbarzelle sucht. Das höchste der Gefühle in diesem Liebesdrama ist eine von beiden geteilte Zigarette, mittels eines, durch die dicke Gefängnismauer gefummelten, Strohhalms. Beide werden dabei von einem so sadistisch wie eifersüchtigen Gefängniswärter beobachtet.
Jean Genet war kein Freund von Parabeln, Gleichnissen oder anderem moralisch erbaulichem Zeug, eher im Gegenteil. Die von ihm gezeigte Brutalität oder Obszönität, meint exakt diese. Errettungs- oder Erlösungsszenarien waren ihm fremd.
Nicole Messenlehner, selbst wenig zimperlich in der Auseinandersetzung mit Scheußlichkeiten, paraphrasiert hier eine künstlerische Haltung, die noch nie sonderlich erfolgreich im Sinne eines kreischenden Entzückens seitens des Establishments war, dafür aber um so dramatischer in den wahnhaften Phantasien aller Künstlerkollegen und Kulturfuzzis verankert ist.
Jean Genet (1910 – 1986), prominenter französischer Schriftsteller, Vagabund, Strichjunge und Dieb, verbrachte den Großteil seiner Jugend im Gefängnis. Er schrieb Romane, Theaterstücke, Gedichte und Essays. In seinen Werken beschreibt er eine Unterwelt von männlichen Prostituierten, Zuhältern, Sträflingen und Ausgegrenzten. Der Film „Un chant d’amour“ (1950), konnte aufgrund seiner pornographischen Darstellungen nicht gezeigt werden. Erst 1964 gab es die erste öffentliche Aufführung in New York, woraufhin der Veranstalter Jonas Mekas von der Polizei zusammengeschlagen und inhaftiert wurde. Im Verlauf der Jahre wurde der Film zunehmend als Meisterwerk gepriesen, während Genet ihn hasste.
Link zum Film von Jean Genet: http://www.ubu.com/film/genet.html
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