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Heiko Neumeister

Heiko Neumeister
Selbstbehauptung im Angesicht des Absoluten
Rückstichheftung
34 Seiten
ISBN: 978-3-86485-017-2
Preis: 12 Euro

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“Selbstbehauptung im Angesicht des Absoluten.”

So lautet der Titel des Künstlerbuchs von Heiko Neumeister, wobei das Wort “Absoluten” im Titel sonderbar getrennt ist.

Das Buch ist etwa so groß wie eine LP, jedenfalls quadratisch. Das aufgeschlagene Buch liegt eben darum sehr breit vor einem. Breit genug für einen schmalen Weg. Zu betrachten sind Fotografien von Heiko Neumeister, der für dieses Buch Wege- und Straßenarbeiten einer norddeutschen Kleinstadt fotografierte. Unwesentlich, um welche Kleinstadt es sich handelt, sicher nur, dass die Kommune gerade sehr viel Geld in rotes Pflaster investiert, wahrscheinlich um den Erholungseffekt oder jedenfalls die Attraktivität der Straße zu steigern.

Wichtig ist bei den Aufnahmen die Fokussierung auf die geometrische Exzentrik der Brezelwege, die hier entstehen, die Akribie der Verarbeitung, die Art und Weise, die Manie, mit der im schrägen Nachmittagslicht die Schlagschnur gehandhabt wird. Neumeister, der auch für das Layout des Buchs zeichnet, wählte, begleitend zum konstruktivistischen Sujet eine ebensolche Typografie der 20er, 30er Jahre. Ein schwarzer Balken verläuft durch das ganze Buch, der durchaus rücksichtslos Textelemente verschlingt, so ist der Name des Autors angegriffen, auch der Titel wird, wie oben schon erwähnt, durch eben diese Linie leicht arrogant zur Trennung gezwungen – eine herrische Leitlinie, der sich die Abbildungen allerdings nicht fügen, nur die Seitenzahlen flattern und springen hysterisch (man könnte dieses Buch auch als lehrreiche Warnung an angehende Grafiker verteilen). Die Fotos pflegen ihre eigenen Korrespondenzen untereinander, fette rote Backsteine nehmen bildübergreifend rechte Winkel und orange leuchtende Rautenformationen an. Die einzelnen Bilder sind jeweils so zueinander angeordnet, dass es “passt”, etwa so, wie man geistesabwesend ein Blatt Papier und einen Stift an einer Tischkante ausrichten würde. Neumeister wiederholt damit im Buch die sonderbare Zielstrebigkeit und Perfektion, die man den Pflasterwegen selbst attestieren kann: Eine Bizarrie, die sehr viel Sorgfalt und im Fall der Pflasterarbeiten ausdauerndes Knien verlangt und überall in Deutschland zu finden ist. (Nora Sdun)

Graham Anderson, Abel Auer, Aleksandra Chaushova, Dorota Jurczak, Lucy McKenzie, Caitlin Keogh

CIRIODie Eröffnung ist am 11. Mai um 17 UhrAusstellungsdauer, 12 Mai bis 23 Juni

Es war im vergangenen Frühjahr. Seit Wochen hatte es nicht geregnet und man konnte ein Mitteleuropa imaginieren, das von Waldbränden verwüstet sein würde. Für immer werden wir nicht verschont bleiben –  Klar.Die Zukunft hatte sich schon seit längerem ins Unvorstellbare verabschiedet.Wir befanden uns in einer Stadt die niemand für sich beanspruchte außer ein paar Büroangestellte und in der sich noch Reste eines vergangenen Jahrhunderts vorfanden deren Existenz eher auf Trägheit, denn auf absichtsvolles Bewahren zurückzuführen waren. Auf den Straßen wurden Jugendstil Lithographien verteilt deren Gold und Türkisfarben nicht zu ende schimmern wollten und an der Ecke saßen »Mennel« die ihrem Laster dem Todestrinken frönten.Was sollten sie tun, schlecht präpariert für eine Welt die nur noch die Frage stellt: »Haben oder nicht Haben?«Wir haben dann in den zahlreichen Antiquariaten noch weitere Bücher über Fin de Siècle Illustratoren gefunden und ein paar Hemden aus dem guten alten Leinenstoff den sie so heute nicht mehr produzieren.Nach dem Essen saß man rum und dachte: was nun?Noch eine Gruppenausstellung. Klar! Außerdem … Haltung bewahren und sich noch ein paar gute Jahre erhoffen.(Abel Auer) (Fotos: Dominik Friebel)

Maria Zahle, Peggy Franck

 

ZIPPY ZIPPY

Eröffnung Freitag, 16. März, 17 UhrDie Ausstellung läuft bis zum 28. April 2012

»Zippy«, schnell und leichtgängig, wie ein Reißverschluss.Maria Zahle und Peggy Franck lassen in dieser Ausstellung ihre Arbeiten ineinanderhaken.Zu sehen ist eine Kombination von roh belassenen Werkstoffen sowie selbst gebastelten Elementen.Man könnte meinen, dass solches Kombinieren ja nun denkbar gängig ist, für fast jede Ausstellung. Besonders ist hier jedoch die Ergebnisoffenheit, welche durch die völlige Gleichberechtigung der verschiedenen Materialien und Objekte erzeugt wird. Diese Arrangemants sind nicht symbolisch aufgeladen. Locker verstreut hängen, lehnen oder liegen die Exponate im Raum in sebstverständlicher körperlicher Präsenz. Beide Künstlerinnen haben ein irritierend ungezwungenes Verhältnis zu Dekoration. Das ist eine für den Kontext der Bildenden Kunst durchaus tendenziöse Gabe, arbeitet das elegante Arrangement und die Dekoration ja bekanntlich auch für die Kitsch- und Werbeindustrie, zu der, jedenfalls von Seiten des Kunstestablishments, eine andauernde Fehde unterhalten wird. Die Spontaneität, von der Franck und Zahle sich für ihre Installationen leiten lassen, das scheinbar Zufällige und Provisorische macht die Unterstellung der bloßen Dekoration (also das zielgerichtete Erzeugen von Stimmungsklischees – man kann, um das zu überprüfen, Hotellobbys anschauen oder Versandkataloge von Möbelhäusern) – hinfällig. Es bleiben Fragen offen, wie sich etwa konstruktivistische Elemente gegenüber intendierten Ungenauigkeiten ausmachen oder warum eine kühl minimalistische Plexiglasskulptur aus schmalen flachen Streifen in der Betrachtung andauernd anthropomorph mutiert, weshalb man ständig eine Figur darin zu erkennen glaubt.Maria Zahle, geboren 1979 in Kopenhagen, Dänemark, lebt in London und ist Mitbegründering des dortigen Projekt- und Ausstellungsraums »The Hex«.Peggy Franck, geboren 1978 in Zevenaar, Niederlande, war zuletzt Stipendiatin im Künstlerhaus Bethanien, und lebt auch zurzeit in Berlin.

Jennifer Bennett, Alexander Hoepfner

Eröffnung Freitag, 27. Januar, 17 UhrDie Ausstellung läuft bis zum 3. März 2012

Ist eine Annäherung an Dinge als bloße Dinge möglich? Schwerlich, denn sie sind immer durch Erinnerungen und Konventionen verworrenster Art verstellt. Und bei jedem Zugriff auf Dinge transformieren sich geschmeidig die Bezüge des Dings, nicht das Ding selbst.Kann man die sich ständig transformierenden Bezüge loswerden? Will man das? Denn was soll einem ein Ding, zu dem man keinerlei Informationen hat? Man wird ihm schleunigst einen Namen geben, es wiegen und vermessen, damit man wenigstens etwas über das Ding behaupten kann. Man muss das machen. Die Objekt-Beschreibung verschafft einem Teilhabe an der Gesellschaft, Kommunikationsanlässe. Das So-sein-Lassen der Dinge, ist etwas für Mönche – fortgeschrittene Meditation.Die Ausstellung von Jennifer Bennett und Alexander Hoepfner zeigt Ist-Zustände der andauernden Transformation von Beschreibungen, die Dingen angeheftet sind.Die hochglänzenden Skulpturen aus Blech und Keramik von Jennifer Bennett haben einen Bezug zur Urbanität. Sie beschäftigt sich mit Absperrungen und Schikanen, zum Beispiel der Baupolitik, die Menschenmassen durch die Stadt leiten, Artefakte des öffentlichen Raums. Die artifiziellen Materialien, die sie für ihre Objekte verwendet, bringen ihr realpolitisches Ausgangsinteresse allerdings in eine prekäre Situation, denn sie dokumentiert nicht, sondern formt völlig neue Gegenstände von großer Delikatesse, die schwerlich etwas mit Realpolitik zu tun haben. Die stabile Kenntnis von ebenso stabilen Dingen, die einem im Alltag begegnen, wird wackelig. Was soll man von einer Blechrampe halten, die in aufreizenderweise an einen Liegestuhl wie auch an Verkehrsschilder erinnert.Die Bilder von Alexander Hoepfner entstehen durchs Abtragen von Malschichten. Wohl wissend, dass man immer einen Fleck im Bild macht und sich als Subjekt niemals aus diesem Künstler-Werk-Kontext herauslösen kann (sonst übrigens auch nicht), beginnt Hoepfner eine Don Quichotte nicht ganz unähnliche Grabungs- oder Schleiftätigkeit. Was befand sich gleich noch mal unter der letzten Malschicht? Was war letzte Woche oder vorletzte Woche genau los? Löcher im Allgemeinen sind auf eine angenehme Weise provisorisch, ein Anfang ist glücklich gemacht, aber es sind noch keine Bergwerke, die sich ausbeuten ließen, und erst recht keine Tunnel, durch die etwa Informationen reibungslos transportiert werden könnten. Aufgeschliffene Partien, also Löcher in der Malfläche haben eine ähnliche Funktion, man hält die endgültige Fixierung des Bilds gedanklich in der Schwebe. Fotos Dominik Friebel

Rocco Pagel

 

BELLE POULE

Eröffnung 2. Dezember 2011, um 17 Uhr
Laufzeit: 3. Dezember 2011 – 14. Januar 2012


Rocco Pagel hat Ende der 90er Jahre in Dresden studiert, anderenfalls wären das keine Kreidegründe, die in mehreren Schichten aufgebaut und zahllose Male geschliffen sind, die Malerei keine Lasurtechnik – genauer ein Wechsel von Eitempera und Öl – ein verhältnismäßig schnell trocknendes Verfahren, welches erneut verschliffen wird und aufgrund der vielen Lasuren, je nach Beleuchtung, in Tausend Nuancen erscheint, wie ein Tag der vom Morgengrauen bis zum Abendrot doch immer die selbe Szenerie erhellt. Im Fall der Aquarelle von Rocco Pagel konkret einen um 1840 angelegten Garten in Südfrankreich. Hier arbeitete Rocco Pagel plain air. Dabei beschäftigte ihn das künstliche der Gartenanlagen, die exotischen Pflanzen welche ein Versprechen von Wildheit und Ferne geben, um so glaubhafter, je trickreicher der Garten in die Kulturlandschaft eigegliedert ist, auf das einem die ferne Gebirgskette über den Weinbergen erscheint, wie die Kulisse des Kilimandscharo.
Im Atelier aber auch ohne Kunstlicht entstehen die Malereien. Auch hier ist Pagels Betrachtung ganz unmittelbar. Kein Vorder- Mittel- und Hintergrund gliedert die Bilder, die dennoch nicht in völliger Abstraktion verschwinden, sondern verzweigend und ausufernd diverse mögliche Szenerien evozieren: Horizont, Mauer, Wolke, Hecke, Meer.

Eine Ausstellungskritik im Artforum, geschrieben von Jens Asthoff, ist unter folgendem Link zu lesen: artforum/critics’ picks

Annette Wehrmann

 

Eröffnung: Freitag 28. Oktober 2011, 17 Uhr
Ausstellungsdauer: 29. Oktober – 27. November 2011
CD – Release LUFTSCHLANGENTEXTE am Donnerstag, 17. November 2011, 20 Uhr

Annette Wehrmann (* 10. Juni 1961 in Hamburg; † Mai 2010) war eine deutschsprachige Künstlerin und Autorin. Sie studierte von 1985 bis 1993 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Städelschule Frankfurt. Die »Sprengungen« (1993), die als Aktionen im öffentlichen Raum in Hamburg stattfanden, gehören zu ihren bekanntesten Arbeiten. Annette Wehrmann nahm in den 1990er Jahren an der Politisierung der Kunst teil, interessierte sich für Formen der Selbstorganisation  und betrieb diese auch. Annette Wehrmann starb während der Vorbereitungen für die Ausstellung »Hacking the City« des Essener Folkwang-Museum.

Wehrmann entwickelte eine starke singuläre, künstlerische Position zwischen Skulptur und Intervention, die kunsthistorisch an die Methoden der Konzeptkunst und Aktionskunst sowie an die Sprache der Situationistischen Internationale anknüpft. Mit ephemeren und billigen Materialien stellte sie Objekte her, die ein Spannungsverhältnis zu gesellschaftspolitischen, erkenntnistheoretischen und künstlerischen Großfragen produzieren. Sie bearbeitete das Geld, die Religion, Gehirne, das Denken, die Stadt, den Staat, das Fernsehen, die Sprache. Von Beginn an legte sich ihr Werk mit der Welt an.

Für die Bundesgartenschau 2001 in Potsdam transformierte Annette Wehrmann einen sowjetischen Militärwachturm in einen Spiegelpavillon (»Der Turm«). »Das Konzept der BUGA sah vor, dass die Geschichte dieses Ortes nicht ganz und gar verleugnet wird. Ich habe einen dieser alten Wachtürme von innen entkernt, also die Aussichtsplattform und die nach oben führende Treppe entfernt, und in eine Art Spiegelkabinett verwandelt. Die Funktion war eigentlich umgekehrt: Ganz klassisch nach Foucault, hab ich den überwachenden Blick umgekehrt. Es entstand ein illusionär unendlicher Raum, wo die Grenzen nicht mehr erkennbar sind, wo vier bzw. fünf Spiegelwände ineinander spiegeln. Das ergab einen endlosen Raum, der eigentlich nur zwei Mal zwei Meter Grundfläche hatte«.

Neben ihren Texten zur Kunst verfasste Annette Wehrmann auch Literarisches. Mit ihren Lesungen von auf Luftschlangen verfassten Texten, in denen Alltagsbeobachtungen mit philosophischen und ästhetischen Fragestellungen verknüpft werden, demonstrierte Annette Wehrmann eine Visuelle Poesie in der dritten Dimension unter den Aspekten von Kunst im sozialen Kontext. Mit dem Projekt »ORT DES GEGEN« begab sich die Künstlerin auf die Suche nach Leerstellen im weitgehend definierten öffentlichen Raum, die mit eigenen Versionen eines persönlichen Widerstands aufgeladen werden können. »Der ‘ORT DES GEGEN’ bezeichnet eine Bruchstelle für zweckfreie Negation, insbesondere für ein zweckfreies Vergehen von Zeit, materialisiert in der Zunahme/Anhäufung von Abfall. Irgendwo zwischen zum Stillstand kommen und radikaler Freisetzung. Am ‘ORT DES GEGEN’ können die Einwohner zweckfrei und sinnfrei aufeinandertreffen, es ist aber auch das Gegenteil oder gar nichts möglich. Am ‘ORT DES GEGEN’ wachsen die Halden: Halden an Zeit und Langeweile, Überfluss und Abfall« erläuterte die Künstlerin in einem Text.

Eine der bekanntesten Installationen Annette Wehrmanns ist »Aaspa«, die für die Skulptur Projekte Münster 2007 konzipiert wurde. Sie sperrte das bei Spaziergängern und Radfahrern beliebte Ufer des Aasees, um dort eine Baustelle einzurichten. In dieser Arbeit gingen Themen wie die Privatisierung des öffentlichen Raums, die private Suche nach Erholung und Glück mit den Geschichten der utopischen Architektur und der Earth-Art eine verstörende Korrespondenz ein.

Helene Appel

Eröffnung: Freitag 9. September 2011, 17 Uhr

Ausstellungsdauer: 10. September – 22. Oktober, 2011Am Donnerstag den 20. Oktober stellen wir ab 17 Uhr den Katalog von Helene Appel vor.

Helene Appel zeigt in ihrer ersten Ausstellung bei der Galerie Dorothea Schlueter neue großformatige Malereien. Hochgestreckte Formate. Je Bild eine seichte Wasserpfütze, glänzende Lachen, Steine und Kiesel sind am flach schlammigen Grund zu erkennen, leicht kräuselt sich die reflektierende Oberfläche. Schimmerndes Kunstharz versiegelt diese Malerei. Das Verfahren ist nicht reversibel.Alternierend zu den Pfützen ein Querformat. Ein feines Netz, mit dem man quer einen kleinen Fluss abspannen könnte. Der Rhythmus der Maschen gleicht dem eines Fischsschwarms.Die Ausstellung ist eigens für die Galerie Dorothea Schlueter konzipiert, die Formate füllen die Abmessungen des Raum aus, sind mit gleicher Bestimmtheit aber eben genau so groß wie solche Pfützen sein müssen.Helene Appel befasst sich mit einer äußerst genauen Untersuchung und der komplexen Beschreibung von Objekten. Diese treten, isoliert von der sonst roh belassenen Leinwandoberfläche, bestechend klar aus dem Bildgrund hervor. Zeitgleich zur Ausstellung erscheint im Textem Verlag Hamburg ein Katalog mit Werken der Künstlerin aus den letzten fünf Jahren, herausgegeben vom Mönchehaus Museum Goslar.

Rischer Alexander

SúldAnna Gudjónsdóttir und Alexander Rischer6. September bis 12. Oktober 2013Eröffnung 5. September 18 Uhr

An der Empore der Kirche in Meldeby hat Sönnich Hinrichsen einen Bilderzyklus von der Erschaffung der Welt nebst Paradiesleben, Sündenfall und Co. angebracht, den Alexander Rischer fotografierte. Dabei steht das Bild der Genesis skandalöserweise auf dem Kopf, der Tag befindet sich also im unteren Bildteil. War der Maler Mitglied der „Schwarzen Schule“? Oder hat er sich die Trennung des grauen Urbrodems in Licht und Dunkelheit wie eine Morgenröte vorgestellt, die strahlend aufsteigt und die Nacht verdrängt?Die Malerei von Anna Gudjónsdóttir kann man zeitlich kurz vor dem Augenblick dieser Entmischung der Elemente ansiedeln. Wirbelnd brausen Strudel grauer Massen durcheinander, in wild geschmeidigem Aufruhr, wie als seien sie einer Teilung von Licht und Dunkelheit jederzeit gewärtig.Oder sind es doch eher Nebelschwaden? Zeigt diese Malerei jene Schemen, die ein übers Moor hastendes Kind sieht? „Wenn es wimmelt vom Heiderauche / Sich wie Phantome die Dünste drehn / Und die Ranke häkelt am Strauche … Wenn das Röhricht knistert im Hauche …“ In diesem Gedicht lässt Annette von Droste-Hülshoff (1842) einen Knaben übers Moor rennen. Schaurige Geister: der gespenstische Gräberknecht, die unselige Spinnerin, der diebische Fiedler Knauf, der den Hochzeitsteller gestohlen hat, und nicht zu vergessen die verdammte Margret sind ihm auf den Fersen. Er hat aber einen Schutzengel und erreicht festen Boden, es geht besser aus als beim Erlkönig, der sich das Kind bekanntlich gewaltsam holt in sein Nebelreich, von dem der reitende Vater freilich nichts wissen will, bis er grausend die mögliche Existenz von etwas derartigem realisieren muss.Und was verbirgt sich in den spiegelnd lackierten roten Leinwänden? Sind es blutige Teiche? Gewebeproben? Oder ist es Lava? Wohnt hier ein weiterer Geist, ein weiteres Mitglied der schwarzen Schule? Ist dies etwa das Innere des Wals, in dem Jona den Sturm überlebte. Auf der Fotografie von Alexander Rischer, die Jona zeigt, hat der Wal eher das Format eines Mumienschlafsacks, in dem Jona aus dem Walmaul schauend auffällig unaufgeregt sein Abendgebet zu sprechen scheint.In dieser Ausstellung mit Fotografien und Malereien liegen unzählige Fährten, über welche die Arbeiten der zwei Künstler miteinander verbunden sind. Als magisches Tertium der Ausstellung fungiert eine Zwei-Ton-Orgel: pro Künstler je eine Pfeife. *weiteres*Eine kleine Auswahl von Aufnahmen, die Alexander Rischer für die 12. Ausgabe des Magazins Kultur & Gespenster anfertigte, auf der Suche nach den Originalschauplätzen der im Magazin abgedruckten, um 1750 gesammelten Sagen und Märchen aus Schleswig, Holstein und Lauenburg.[Not a valid template]Alle Abzüge ca. 33 x 24 auf BarytpapierLink zum Magazin Kultur & Gespenster

Kling & Bang

The Confected Video Archive of Kling & Bang

4. Juni – 9. Juli 2011

Anna Hallin, Olga Bergmann, Asdis Sif Gunnarsdottir,  Asmundur Asmundsson, Berglind Agustsdottir,  Bjarni Massi, Bjarni Thor Petursson, Bryndis Björnsdottoir, Bryndis Hronn Ragnarsdottir, Curver Thoroddsen, Dodda Maggy, Eirun Sigurdarddottir, Elisabet Brynhildardottir, Emiliano Monaco, Erling Klingenberg, Gernot Faber, Gudni Gunnarsson, Gunhildur Hanksdottir, Hannes Larusson, Haraldur Jonsson, Hekla Dogg Jonsdottir, Inga Birgisdottir, Lilja Birgisdottir, Ingibjorg Magnadottir, Johannes Atli Hinriksson, Katrin I. Jonsdottir Hjordisardottir, Klangur Gunnarsson, Kolbeinn Hugi, Kristin Helga Karadottir, Kristina Adalsteinsdottir, Lina Bjorn, Loji, Magnus Sigurdarson, Malin Stahl, Monika Frycova, Olga Bergmann, Petur Orn Fridriksson, Helgi Hjattalin,  Radhildur Ingadottir, Sara Björnsdottir, Sara Gunnarsdottir, Selma Hreggvidsdottir, Sigga Björg Sigurdardottir, Sigtryggur Berg Sigmarsson, Sigurdur Gudjonsson, Skyr Lee Bob, Snorri Asmundsson, Thorbjorg Jonsdottir, Thorgeir Gudmundsson, Thoroddur Bjarnason, Tomas Lemarquis, Ulfur Grönvold, Una Björk Sigurdardottir, Juliette Mauduit Anna Frida Jonsdottir, Lily Erla Adamsdottir …

Die Isländische Kling & Bang-Galerie begann im Jahr 2009 Material auf DVD zusammenzutragen. Es handelt sich dabei um Filme, Videos, Animationen und Performance-Dokumentationen. Kling & Bang zeigt in Hamburg in der Galerie Dorothea Schlueter eine Auswahl aus dieser DVD-Sammlung. Wobei 10 Monitore das Gerüst der Schau bilden, die auch in 10 verschiedene Ausstellungen zergliedert werden könnte.

Kling & Bang wurde 2003 von einer Gruppe unterschiedlichster Künstler gegründet. Gemeinsames Anliegen war, Kontext und Inhalte sogenannten »kreativen Denkens« herauszufordern. Indem man sich stets ausgiebig mit dem »wie« und erst nachgeordnet mit dem »was eigentlich« befasst, variieren die Ergebnisse, wie man sich denken kann, heftig. Im Laufe des mittlerweile 7-jährigen Bestehens von Kling & Bang wurden mit diesem Modus Operandi unzählige Projekte und Ausstellungen realisiert. Dieses Vorgehen brachte allerdings auch internationale Aufmerksamkeit. Ausstellungsbeteiligungen im Centre Pompidou, der Berliner Liste, beim Frieze Project Frieze Art Fair in London sowie Kollaborationen mit Künstlern wie Christoph Schlingensief, Paul McCarthy, Jason Rhoades, John Bock, David Askevold, Gelitin, die isländischen Kollegen nicht zu vergessen.

Zwei Jahre leitete die Gruppe Kling & Bang einen 5000 qm großen Projektraum in Reykjavik, in dem 137 Künstler, Designer, Filmemacher und Musiker eine riesige Menge verschiedenes Zeug zur Ausstellung und Aufführung brachten, in immer neuen Kombinationen der Zusammenarbeit mit dem Kern der Gruppe Kling & Bang.Kling & Bang realisiert noch immer Jahr für Jahr rund 12 Ausstellungen mit ungebrochenem Möglichkeitssinn. Eine davon ist vom 3. Juni bis zum 9. Juli 2011 in der Galerie Dorothea Schlueter in Hamburg zu sehen.

Nele Budelmann, Axel Loytved, Max Frisinger

 

Hundert Blätter schwarze Nudeln Afghanistan. Kimono, Kosode, WandbehangEröffnung: Freitag, 25. März, 17 – 21 UhrSa. 26. März – 20. Mai, 2011

Die Malereien der Hamburger Künstlerin Nele Budelmann sind großformatig und es sind viele. Nun, da ohnehin drangvolle Enge herrscht, sind Nele Budelmann zwei junge Künstler, gleich Schildknappen, an die Seite gestellt. Axel Loytved zeigt Hosentaschen-Objekte, in Bronze abgegossene Knoten oder Taschentuchfetzen, eben Dinge, die man in seinen Hosentaschen vergisst, die als Bronzeobjekte allerdings zu ganz großer Form psychotischer Überbetonung auflaufen und damit Kommentarfunktion haben für die Text/Bild-Konstellationen von Nele Budelmann, deren Mitteilungen unheimlich schweifen zwischen Denunziation und beredtem Schweigen. Der zweite “Schildknappe”, der Künstler Max Frisinger, wird für die Choreografie der Schau zuständig sein. Was passiert also, wenn Malerei, eine fernöstlich-okzidentale Gemengelage, begleitet von bronzenen Miniaturen, von der Hand eines Formalisten geordnet wird?Nele Budelmann zeigt u.a.: Business-Plan. Reptil mit sechs Schuppen. Hundert Blätter schwarze Nudeln Afghanistan. Kimono, Kosode, Wandbehang. Ikone. Sechs chinesische Motive in Schwarz. Paravent 1, Nudelrestaurant.

Simon Logan

Simon Logan
Five acts of mourning, and other desperate measures
4. Februar – 19. März 2011

Herausgelöst treiben Dinge wie Sahne über einen dunklen Grund. Schaumig, gewichtslos, ohne Richtung. Fahrzeuge, Kammern, halbgeöffnete Wagen. Eine gekenterte Garage. Nein, es ist eine Kirche, ein Gefängnis vielleicht. Ein Suppenhuhn, seine Haut wölbt sich straff über den Rippen, die Ränder biegen sich elastisch aufwärts, wie eine Hutkrempe. An der Steilküste steht eineZypresse mit einem Ei an den Wurzeln – Wind geht.I have tried really hard to make good art. Everything that I do falls down.I have a lack of faith in art.I am still affected by art in spite of this.It is not the clever things in art that affect me, but the broken feverish insistent imagery thatasserts and re-asserts itself, against the cool and hopeless grand ambition on art’s surface. People say that once this ambition meant something – I’m not entirely convinced that it did.I am sorry for the loss that time brings. I am sorry for the horror that time brings.Tragedy has its own scale and edges. Tragedy is an art form, and for all its grand sweep, for all its pomposity and ambition, it remains a selective understanding of events.

Gudmundsdottir Gudny

Back to Nature Boys
Guðný Guðmundsdóttir und Claus Becker
Eröffnung: Donnerstag, 5. Dezember, 18 Uhr
6. Dezember 2013 bis 18. Januar 2014

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Brunnen, Turm, Mühle, Uhr, Glocke. Der Bohrer der vierten Elbtunnelröhre frisst sich in die Tiefe. An den Wänden des Brunnenschachts stilisierte Figuren, Kristalle und mineralische Adern.

Am Eingang zum Schacht sitzt ein Bauchredner mit seiner Puppe, diese ist kein Roboter, wohl aber das Automatenweibchen aus den Lüften, ihr Körper ist konstruiert aus dem Gerüst eines Hochspannungsmastes, es könnte auch ein Förderturm sein, und sie ist turmhoch. Der Bauchredner führt Selbstgespräche, er denkt über Junggesellenmaschinen nach, während die Roboterdame davon unbeeindruckt die Welt mit ihrem Prismenauge vermisst.

Diese Ausstellung zeigt einander widerstreitende Ansätze zu Zeichnen, die gleichwohl über eine Vielzahl von motivischen Brücken miteinander verschraubt sind. Schwebend, glashart, kristallin und umgeben von technischer Kühle die eine Position, versponnen träumend die andere

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POLO
(Gudny Gudmundsdottir mit Jochen Lempert)
9. Dezember – 22. Januar 2011

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Filigrane Bleistiftlinien mit technischer Anmutung über große Papierbahnen gestrichelt, teils zart farbig abgesetzt.  Grundrisse, DNA-Stränge, Metallträger, Kristalle, ja, es lassen sich auf den Zeichnungen von Guðný Guðmundsdóttir Gegenstände ausmachen. Allein, die Aneinanderreihung ­dieser Dinge zu schwebenden Girlanden und Strängen ist entkoppelt vom Interesse an der Eindeutigkeit. Trägt das Pferd ein Fuhrgeschirr oder wachsen ihm Flügel? Auch der mögliche Gebrauch der »Werkzeuge«, gebrannten, farbig gefassten Ton-Objekten, Modellen von Handwerkszeug, bleibt einem verborgen. Eine wunderliche Parade von Dingen und Wesen.

zu den Bildern der Ausstellung …

GuðnÝ GuðmundsdÓttir, Jochen Lempert

POLO
Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 9. Dezember, um 19 Uhr statt. Die Ausstellung läuft bis zum 22. Januar 2011

Filigrane Bleistiftlinien mit technischer Anmutung über große Papierbahnen gestrichelt, teils zart farbig abgesetzt.  Grundrisse, DNA-Stränge, Metallträger, Kristalle, ja, es lassen sich auf den Zeichnungen von Guðný Guðmundsdóttir Gegenstände ausmachen. Allein, die Aneinanderreihung ­dieser Dinge zu schwebenden Girlanden und Strängen ist entkoppelt vom Interesse an der Eindeutigkeit. Trägt das Pferd ein Fuhrgeschirr oder wachsen ihm Flügel? Auch der mögliche Gebrauch der »Werkzeuge«, gebrannten, farbig gefassten Ton-Objekten, Modellen von Handwerkszeug, bleibt einem verborgen. Eine wunderliche Parade von Dingen und Wesen.

Galerie C&V

 

Another Decade of California Color: Charles Arnold & The Missing i
6. November – 27. November 2010

»History is very slippery when it’s such a long time ago«
(Frank Lloyd, Galerist in Los Angeles, Mai 2010)

Es geht um eine Fälschung. In einem Katalog zur Ausstellung »A Decade of California Color« in der New Yorker Pace Gallery vom November 1970 fand sich eine Seite, die einen Künstler namens Charles Arnold und ein ihm zugeschriebenes Kunstwerk zeigt, die beide nicht in dieser Ausstellung vertreten waren. Eine Retusche auf dem Umschlag der Katalogmappe hatte das »i« von Charles Arnoldi verschwinden lassen, welcher damals der »wahre« Teilnehmer der Ausstellung war.

Das verschwundene »i« war Ausgangspunkt für die Recherche der dreiköpfigen Künstlergruppe Galerie C&V, die im Mai 2010 nach Los Angeles und zu einigen der 1970 an der Ausstellung beteiligten Künstlern führte. Die Ergebnisse dieser Spurensuche bilden den Kern der Ausstellung »Another Decade of California Color« in der Galerie Dorothea Schlueter, die auf den Tag genau 40 Jahre nach der Ausstellung in der Pace Gallery stattfindet.

Ausgehend von der Retusche eines einzelnen Buchstabens, reflektiert die Ausstellung »Another Decade of California Color«, wie eine leicht verschobene Mikrogeschichte kalifornischer Kunst der 1970er Jahre hätte aussehen können. Dabei treffen sich drei Blickrichtungen: die zeithistorische von 1970, die sich erinnernde der damals Beteiligten und der Blick einer heutigen Generation, welcher sich den 1970ern nur als Teil der Kunstgeschichte nähern kann.

Die lose Gruppe der Künstler der historischen Ausstellung »A Decade of California Color« zeichnete sich durch ihre Vorliebe für makellose, handgefertigte Oberflächen und die damals neuen Materialien wie Kunstharz, Polyester oder auch Sprayfarben aus. Seit kurzem erlebt diese kalifornische Kunst, oft als »light and space art« oder »finish fetish« bezeichnet, ein Revival und wird in zahlreichen Retrospektiven gezeigt. So haben einige der Künstler begonnen, Repliken ihrer Arbeiten von vor 40 Jahren herstellen zu lassen. Erste Adresse für die Produktion kalifornischer Kunst ist dabei die Werkstatt von Jack Brogan. Galerie C&V hat nun in ebendieser Werkstatt, die Anfertigung des auf dem gefälschten Künstlerblatt von Charles Arnold abgebildeten Kunstwerks »Untitled, 1970, colored wax on glass« in Auftrag gegeben und befragt mit der Rekonstruktion der Arbeit des fiktiven Künstlers Charles Arnold das heikle Thema Autorschaft und Authentizität.

Als weitere Bestandteile der Ausstellung wird in einem Super-8-Film nicht ohne Ironie über mögliche Produktionsweisen bei der Herstellung des Kunstwerks von Charles Arnold spekuliert. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Klischee des surfenden Künstlers, das mit der kalifornischen Kunst der frühen 70er Jahre untrennbar verbunden ist.
Ein Video verbindet Fragmente aus Gesprächen mit Zeitzeugen und Beteiligten der Ausstellung »A Decade of California Color« zu fiktiven Gesprächen, die ausgehend von der Person Charles Arnold auch Themen wie die Selbstdarstellung von Künstlern damals oder das Rauchen als Vernebelungstaktik verhandeln.

Von dem Fotografen Jerry McMillan, der Wegbegleiter der damaligen kalifornischen Künstlerszene war, sind Kontaktabzüge zu sehen, die sich in Nuancen unterscheiden von jenen, die durch ihre Veröffentlichung in Zeitschriften wie Artforum zu Ikonen wurden.
Zur Eröffnung erscheint ein Faksimile-Reprint der gefälschten Katalogmappe. Diese Lose-Blatt-Mappe wird, als Edition in kleiner Auflage, im weiteren Verlauf der Spurensuche durch kommentierende Blätter anwachsen.

Als Galerie C&V arbeiten Alexander Mayer, Jo Zahn und Jörn Zehe seit 2008 zusammen. Die Gruppe entstand nach der gemeinsamen Organisation des Ausstellungsprogramms zum Thema »Copieren und Verfälschen« im Künstlerhaus Frise, Hamburg. 2009 führte Galerie C&V diese Reihe mit der Ausstellung »Kommentar als selber was« in der Kunsthalle Exnergasse (Wien) fort.

zur Website: www.the-missing-i.com